Unverbindliche-Beziehungen: Wenn Männer, in der Liebe keine Eier haben
Unverbindliche-Beziehungen: Wenn Männer, in der Liebe keine Eier haben
Ich sitze schon seit drei Uhr morgens wach im Bett und schaue im Internet nach, warum Männer plötzlich kalt werden und sich zurückziehen. „Wie bescheuert, hab ich nichts Besseres zu tun? Ich komme mir vor wie eine 14-Jährige, obwohl ich schon Anfang 30 bin.“
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Ich fühle mich wie ein Liebesopfer, das immer wieder von den gleichen Arschlöchern von Männern ausgenutzt wird. Und ich habe mich vor einigen Wochen wieder in einen Kerl verguckt, der mich andauernd nur verwirrt und mir widersprüchliche Signale sendet.
Ich habe das Gefühl, dass sich dieses Dilemma immer wiederholt und ich niemals jemand normales kennenlerne. Alles fing damals damit an, als ich mich von meinem damaligen Freund getrennt habe. Seitdem gab es immer nur Männer in meinem Leben, die sich kurzzeitig für mich interessiert haben und dann wieder von der Bildfläche verschwunden sind.
Natürlich tut es ein Bisschen weh, wenn man jemanden irgendwie mag, aber man spürt, dass das Interesse nicht auf beiden Seiten vorhanden ist. Es wäre aber irgendwie noch zu verkraften. Doch damit ist es nicht getan. Denn schlimmer wird es, wenn der Kerl plötzlich wieder auftaucht, die Suppe von Vorgestern quasi wieder aufwärmt und sie dann wieder stehen lässt. All diese Kerle kamen immer wieder zurück für eine Weile, um sich dann wieder von mir zu distanzieren.
Warum? Und warum immer ich?
Jetzt ist es wieder so ein Kerl. Ich bereue es schon, dass ich ihn überhaupt kennengelernt habe. Ich hätte einfach auf meine Freundin hören sollen, als sie mich vor ihm warnte. Es heißt: „Der lässt nichts anbrennen.“ Trotzdem schien es am Anfang so, als würde er nach einer Beziehung suchen, denn er verhielt sich völlig interessiert. Er wollte mich zum Essen einladen und half mir sogar dabei, meine Lampen in meiner Wohnung aufzuhängen. Dann kochte er für mich und verführte mich mit seinen heißen Küssen in der Küche. Ich hatte das Gefühl, dass es zwischen uns eine Verbindung gab, die perfekt zu sein schien. Mit ihm blieb die Zeit einfach stehen und der Sex war grandios. Alles passte!
Natürlich bin ich schon Hals über Kopf in ihn verliebt.
Obwohl ich mich wirklich nicht schnell in jemanden verliebe. Denn normalerweise stehe ich ziemlich unabhängig in meinem Leben. Mein Job läuft und ich habe genug Freunde und Hobbys, mit denen ich meine freie Zeit verbringe. Es ist also nicht so, als wäre ich auf einen Mann angewiesen.
Und zudem hat er das Ganze in die Wege geleitet. Die Signale waren mehr als eindeutig. Trotzdem ist es wieder so, wie mit den anderen Kerlen zuvor. Er meldete sich weniger und irgendwie verhielt er sich mehr wie ein guter Kumpel als ein Lover. Und immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass er völlig das romantische Interesse verloren hat, fing das Ganze von vorne an und er benahm sich wieder als wollte er auf eine Beziehung hinaus.
„Es kommt mir beinahe so vor als würden wir eine halbe Partnerschaft haben.“ Dieser Gedanke kam mir mittlerweile um 5 Uhr morgens als ich auf einen englischen Artikel stieß. Darin ging es um einen neuen Beziehungstrend, der „Non-Relationship“ genannt wird. Also auf Deutsch eine „Nicht-Beziehung“ oder wie wir es sagen würden: Eine „Wischiwaschi-Beziehung“.
Irgendwie ist man zusammen, aber irgendwie auch nicht.
Natürlich macht die Definition meine Situation nicht besser, aber es hilft mir ein bisschen, die Lage zu verstehen – oder zumindest Ansatzweise. Aber wie kommt es, dass wir (oder zumindest einige von uns) heutzutage mit Liebesbeziehungen ein Problem haben?
Meine Nachforschungen nehmen ihren Lauf und ich finde plötzlich eine plausible Antwort auf meine Frage. Auf einer Seite steht es ziemlich gut beschrieben: Durch das heutige Angebot dank der Online-Dating-Portale, kommen einige mit dieser riesigen Auswahl an potenziellen Partnern einfach nicht klar. Es ist wie als würden wir uns für den Abend nicht nur einen netten Film aussuchen, sondern auch eine nette Begleitung.
Laut einem Soziologen, der sich offenbar viel mit diesem Thema auseinandergesetzt hat, ist es aber nicht so, dass unsere Generation nicht mehr nach einer festen Beziehung sucht – Im Gegenteil. „Noch nie haben wir uns so stark nach der wahren Liebe gesehnt wie heute.“ Aber gleichzeitig stellt das heutige Leben eine kleine Hürde auf. Denn noch nie waren wir auf dem Weg zur Erfüllung des Ideals so nah dran. Wir haben das Privileg heute bewusst entscheiden zu können, wen wir als Partner wählen. Aber das Privileg ist gleichzeitig auch ein Hindernis. Denn wir müssen diese Entscheidung alleine verantworten. Die Meisten scheitern deshalb so oft, weil sie sich einfach nicht entscheiden können.
Der Kerl mag zwar derjenige sein, den wir mit unserem Herzen wollen, aber er hat bestimmte Dinge, die wir mit unserem Kopf einfach nicht vereinbaren können. Leider lässt sich die Flugbahn von Amors Pfeil aber nicht von vorneherein berechnen. Wir haben kaum Kontrolle darüber, in wen wir uns verlieben. So sagt es zumindest der Soziologe.
Viele von uns versuchen Amors Pfeil auszuweichen, um nicht verletzt zu werden. Denn wenn man aus der Flugbahn geht, kann man immerhin sicherstellen, dass man sicher ist. Aber ganz ohne Nähe geht es eben auch nicht. Denn so machen wir nur halbe Sachen und das kann ganz schön gefährlich werden.
Eine Beziehungsexpertin schreibt: „Je näher wir jemandem sind und je sicherer wir uns bei ihm fühlen, desto verletzbarer sind wir. Sind wir aber nur halb miteinander verbunden, geht das Vertrauen in andere sowie in die eigene Fähigkeit, die Lage richtig einzuschätzen, automatisch verloren. Und wenn die Grenzen verwischen wird es gefährlich und es kann ein Psychospiel daraus entstehen.
Das Hin- und Hergeschubse nervt mich. Mal bin ich Kumpel und dann wieder sein Soulmate. All das hat an mir gezehrt und mein Selbstbewusstsein hat mittlerweile Risse bekommen. Manchmal stelle ich mich vor dem Spiegel, um zu sehen, ob ich überhaupt noch attraktiv bin. Nun, wenn ich weiter so die Nacht durchmache und mir den Kopf darüber zerbreche, werde ich sicherlich nicht attraktiver.
Fakt ist: Wir investieren heute lieber in Dinge, die wir kontrollieren können und das ist bei der Liebe eben nicht der Fall. Es liegt also an einem selbst, ob man ein Risiko eingehen möchte oder sich lieber weiterhin auf diese halben Sachen einlässt. Oder man bleibt einfach Single und genießt seine Freiheit.