Ich hasse Menschen nicht, ich kann nur oberflächliche Sozialkontakte und Small Talk nicht ausstehen
Ich hasse Menschen nicht, ich kann nur oberflächliche Sozialkontakte und Small Talk nicht ausstehen
Ich wurde früher oft von meinen Eltern gefragt, warum ich nicht mit meinen Freunden rede oder mich ständig zurückziehe. Oft wurde mir vorgeworfen, dass ich so introvertiert sei. Dabei konnte ich nicht erklären, was in mir vorging. Ich war eben so, wie ich war.
Ich dachte, dass ich etwas Grundsätzliches gegen Menschen hatte. Ich dachte, dass ich sie hassen würde. Denn ich hatte kein Interesse daran, mit ihnen zu reden und wollte lieber allein mit meinen Büchern sein. Jeder, der mich kannte, dachte, ich würde Sozialkontakte verabscheuen.
Meine Eltern hatten immer noch die Hoffnung, dass es sich mit dem Alter ändern würde. Aber auch in der Uni wurde es nicht besser. Und mit der Zeit kam in mir die Frage auf, warum ich nicht so wie die anderen bin. Ich versuchte wirklich zu verstehen, warum ich die meiste Zeit mit mir allein verbringe und warum ich immerzu versuche anderen Menschen aus dem Weg zu gehen. Lies auch: Wenn das Leben mal wieder schwer wird, dann habe ich diese Zeilen für dich geschrieben.
In meiner gesamten Studienzeit war ich größtenteils allein. Ich hatte wirklich nur sehr wenige Freunde, denn ich kam einfach nicht aus mir heraus und hatte Probleme, Kontakte zu knüpfen. Hin und wieder lud man mich zu Partys ein, aber das war für mich eine Horrorvorstellung. Ich hasste es.
Denn sobald ich in einen Raum mit vielen Menschen kam, wollte ich einfach nur noch fliehen. Ich konnte es nicht leiden, wie die Menschen redeten und redeten. Es kam mir so rasend schnell und absolut oberflächlich vor. Das war für mich das Schlimmste.
Ich stellte aber nach einer Weile fest, dass es nicht die Menschen an sich sind, die ich nicht leiden kann. Ich mochte nur diese Oberflächlichkeit nicht. Ich hatte kein Verständnis für ihr Verhalten. Manchmal umarmten sie sich, obwohl sie sich noch gar nicht richtig kannten.
Trotzdem fühlte ich mich unter Druck gesetzt. Ich konnte ja nicht einfach für immer isoliert leben. Und es ist nicht anständig, wenn man auf eine Party eingeladen wird und einfach mit niemandem redet. Ich musste mich also dazu überwinden, und ein Gespräch mit jemandem beginnen.
In Wahrheit war es furchtbar für mich. Ich kam mir vor, wie in einem fernen Land, in dem alle so viele Gemeinsamkeiten haben, nur ich nicht. Ich fühlte mich gezwungen und absolut gefangen. Ich schaute immer wieder auf die Uhr und hoffte einfach, dass es bald vorbei sein würde.
Ich wusste nun, dass ich Menschen eigentlich gar nicht hasse. Ich fühle mich einfach nur nicht wohl mit ihnen. Ich konnte mich nicht so wie die anderen, direkt bei der ersten Begegnung öffnen. Ich brauchte eine lange Zeit, um warmzuwerden – viel länger als es bei den meisten Menschen dauern würde. Und da ich so anders war, glaubten die Menschen, ich würde sie hassen.
Aber ich hasse Menschen nicht, ich bin einfach nur introvertiert.
Mein ganzes Leben habe ich mich damit beschäftigt, was mit mir verkehrt läuft. Warum ich so anders und distanziert bin. Ich habe Kurse besucht, die mein Verständnis für Psychologie verbesserten und ich habe mir ähnliche Menschen gesucht, um mich mit ihnen auszutauschen. Besonders auf den sozialen Medien bin ich fündig geworden.
Dadurch lernte ich, dass es nicht darum ging, sich von all den Menschen fernzuhalten. Es ging viel mehr darum, Menschen zu finden, mit denen man gern interagiert. Ich dachte, dass ich mich nicht gern unterhalte. Aber das war falsch!
Ich liebe Gespräche und sie sind mir sehr wichtig. Denn ich kann durch Gespräche eine Beziehung zu anderen Menschen aufbauen. Allerdings brauche ich mehr Zeit, um ein gutes Gespräch zu führen. Und ich brauche besonders jemanden, der die gleiche Frequenz wie ich hat.
Ich lernte, dass Menschen wundervoll sind und ich fand die menschliche Psyche extrem interessant. Ich lernte, dass ich nicht immer erwarten konnte, dass alle Menschen so denken und handeln wie ich. Ich musste erkennen, dass nicht jeder die Dinge liebt, die ich liebe.
Und ich lernte, dass es aber auch Menschen gibt, die mir sehr ähnlich sind. Und um das herauszufinden, sollte ich versuchen, mich mit den Menschen auseinanderzusetzen. Denn in einer großen Gruppe an Menschen, kann es auch Menschen wie mich geben. Woher soll ich es wissen, wenn ich nicht versuche, es herauszufinden?
Ich weiß, dass ich es immer noch liebe, für mich allein zu sein. Und ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich mich zurückziehe, um den Gefahren von menschlichen Beziehungen zu entkommen. Ich habe immer noch Probleme damit, zu akzeptieren, dass Menschen sich in kürzester Zeit anfreunden und dann wieder auseinandergehen, obwohl sie sich schon so nah waren. Lies auch: Diese 10 Arten von Beziehungen hat jede Frau vor ihrem 30. Lebensjahr
Oberflächliche Gespräche sind für mich immer noch eine Qual. Man kann einen Menschen nicht wirklich kennen, wenn man nur an der Oberfläche kratzt. Man muss tief ins Gewässer eintauchen, um ein Verständnis aufzubauen. Für mich habe ich erkannt, dass ich es liebe, mit Menschen über das Leben zu diskutieren.
Aber Small Talk macht mir keinen Spaß. Es macht mich eher unglücklich und ich weiß nicht wirklich etwas damit anzufangen. Trotzdem trete ich hin und wieder aus meinem Wohlfühlbereich hinaus und versuche mich in die Außenwelt zu integrieren.
Dann erkunde ich Sachen und gehe auf Partys und fange irgendwelche Gespräche mit irgendwelchen Leuten an. Und dann ganz plötzlich stoße ich auf Menschen, die so sind wie ich.
Menschen, die wie wir sind, mögen es einfach, sich langsam jemanden anzunähern. Sie lieben ihren geistigen Frieden und werden immer versuchen ihn zu wahren. Und das ist völlig okay. Denn wir alle sind eben unterschiedlich.