Warum lieben wir Menschen, die giftig für unsere Seele sind? Das sagt ein Psychologe dazu.

Die Psychologie toxischer Beziehungen

Können Narzissten lieben? Und kann man einen Narzissten wirklich lieben? Kann man überhaupt jemanden lieben, der einen missbraucht?

Frauen beten und hoffen, dass die Antwort darauf Ja ist. Sie suchen nach Hoffnung und Bestätigung, dass sich ihre Partner ändern werden, wenn sie bleiben, durchhalten und weiterhin ihre Liebe beweisen.

Wie kann ich jemanden lieben, der mich missbraucht? Dies ist die eine Frage, die sich diejenigen stellen, die noch nie eine Beziehung hatten, in der sie missbraucht worden waren. Sie fragen sich, warum die Frauen ihre Partner nicht verlassen.

Man muss dazu sagen, dass diese Menschen sehr abhängig von ihrem Partner sind, auch wenn dieser gewalttätig ist. Es kommt nicht selten vor, dass Frauen sich in einen Mann verlieben, der zuerst ein charmanter, charismatischer Kerl war und später aber gewalttätig wurde.

Er ist nicht mit der Absicht in die Beziehung gekommen, seine Frau zu verletzen. Manchmal haben die Partner die gleichen Hoffnungen und Träume, dass diese Beziehung so wird, wie sie sie beide brauchten. Am Anfang fühlt es sich so an und man denkt sich, dass dieser Mensch der Eine ist.

Aber können Narzissten wirklich lieben?

Beide Partner sind offensichtlich verliebt. Das Problem ist aber, dass es keine gesunde Form der Liebe ist. Denn es ist eine bedingte Liebe. Sie lieben sich auf der Basis, dass der andere jeweils die tiefsitzenden Unsicherheiten und Bedürfnisse des anderen erfüllen würde.

Der eine hat beispielsweise ein geringes Selbstwertgefühl und sehnt sich nach Anerkennung und braucht seinen Partner. Er hat Angst davor, verlassen zu werden. Außerdem gibt ihm der Partner das Gefühl, besonders zu sein. Einfach toll zu sein. 

Aber nicht lange danach enthüllt der seine dunklere Seite. Er begründet sein Verhalten mit traumatischen Ereignissen in seiner Vergangenheit. Woraufhin der andere Partner Mitleid bekommt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu beschützen und zu retten. Er denkt sich: Wenn ich ihn nur genug lieben könnte, dann würde er seine Liebe irgendwann erwidern.

Aber so kommt es nicht.

„Ich kann die Wunden heilen, die dieser schlechte und schöne Mann hat.“

Das gibt einem das Gefühl gebraucht zu werden und gut zu sein. Und damit ist für die Meisten schon alles erfüllt. Denn das ist es, was Liebe für sie bedeutet. „Ich liebe ihn. Er braucht mich.“

Für eine Weile funktioniert dies auch.

Obwohl er ihr seine Fehler zeigt, akzeptiert sie ihn und liebt ihn umso mehr. Sie ignoriert alle roten Fahnen, die ihr sagten, dass sie weglaufen sollte. Ihr gesamter Fokus auf ihn lässt ihn sich mächtig fühlen. Es gibt ihm die Wärme und Sicherheit, die er braucht. Er liebt sie dafür. 

Er fühlt sich so gut, er stellt sie auf ein Podest. Sie ist anders als jedes Mädchen, das er zuvor getroffen hatte. Er fühlt sich einfach großartig durch sie.

Es dauert aber nicht lange und die Dinge nehmen ihren Lauf. Denn man kann sich nicht für immer vor seinen inneren Unsicherheiten verstecken. Er fängt an zu zweifeln, ihre Liebe zu testen, sie wegzuschieben. Er stellt plötzlich Regeln auf, die sie niemals einhalten kann. Er will ihre unsterbliche Liebe zu ihm beweisen, damit er sich dessen sicher sein kann.

Und darauf folgen dann irgendwann Missbräuche.

„Liebt sie mich auch noch, wenn sie sieht, wer ich wirklich bin?“

Sie ist sich nicht mehr sicher und fängt an, sein Verhalten in Frage zu stellen. Die Zeichen zeigen ihr, dass sie weggehen sollte. Und das ist der Zeitpunkt, an dem der liebevolle, aufmerksame Mann wieder herauskommt. Derjenige, bei dem sie sich wieder so gut fühlt. Und sie bleibt.

Ihr Partner war wieder der gesamte Fokus ihrer Welt. Sie liebt ihn, versucht ihm zu helfen, ihn zu retten, ihn zu verändern. Das gab ihm wieder ein gutes Gefühl. Für eine Weile.

So funktioniert der Zyklus des Missbrauchs. Beide brauchen den anderen, um Unsicherheiten zu erfüllen. Keiner von uns kann aber den Partner heilen. Der interne Brunnen, den beide haben, bestand aus bodenlosen Eimern. Und die tiefsitzenden Bedürfnisse sind unersättlich.

Der Missbrauchszyklus geht also immer weiter.

Sich großartig fühlen, sich niedergeschlagen fühlen, sich wieder großartig fühlen, wieder missbraucht werden. Das fordert nicht nur einiges an Nerven, sondern dämpft auch das Selbstbewusstsein.

Und irgendwann ist man am absoluten Tiefpunkt angelangt. Dann geht plötzlich die Glühbirne im Kopf aus und man realisiert:

„Das ist keine Liebe!“

Es ist eine ungesunde Nebenbedingung. Es ist ein dysfunktionaler Tanz, der darauf basiert, dass jeder die richtigen ungesunden Schritte tanzt. Wenn du dich in einer missbräuchlichen Beziehung befindest oder in der Vergangenheit eine solche erlebt hast, solltest du nicht lange zögern und handeln. Denke dabei an dich und an dein eigenes Wohl.

Bist du in jemanden verliebt, der dich verletzt? Gefangen in einem missbräuchlichen oder gestörten Zyklus? Dann mach dir bewusst, dass du dich damit kaputt machst. Du hast es verdient geliebt und respektvoll behandelt zu werden. Kämpfe dafür und befreie dich von dieser toxischen Beziehung.

Country: US