Jemanden zu lieben, der mich aber nicht liebt und was ich daraus gelernt habe.

Er war die Antwort auf all meine stillen Gebete. Schon so unendlich lange hatte ich mich nach ihm gesehnt. Eine Ewigkeit wartete ich bereits auf ihn – auf den einen Mann, der mir all die Liebe und Anerkennung gab, die ich mir so sehr wünschte.

Und nun war er da. Die Erfüllung meiner Träume. Ich war so unglaublich glücklich, dass ich die Welt hätte umarmen können. Er war zu gut, um wahr zu sein. Doch da war er, neben mir in meinem Bett. Warm und schlafend. Atmete ganz leise und sah so friedlich aus.

Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment, an dem ich kaum fassen konnte, dass ich ihn tatsächlich gefunden hatte. Ich war der erfüllteste Mensch auf der ganzen Welt. Er hatte mich gewählt! Ich war seine Auserwählte. Das war ein unbeschreibliches Gefühl und ich dachte in dieser Nacht, ich würde nie wieder unglücklich sein, solange er bei mir wäre.

Ja, ich nahm wirklich an, dass das mit uns beiden für immer so bleiben würde. Dass dieser tolle Mann an meiner Seite, mir von heute an bis in alle Ewigkeit das Gefühl geben würde, die begehrenswerteste Frau zu sein, die es gab. Tja, so sehr kann man sich irren.

So sehr bin ich auf ihn und meine blinde Verliebtheit reingefallen. So sehr sollte ich die mitreißenden Emotionen in diesem Moment später verfluchen, denn auf sie folgte nichts als Schmerz. Tiefer vernichtender und lange anhaltender Schmerz, der drohte mich und alles was in mir war für immer zu zerstören und nichts von mir übrig zu lassen. Ein Glück, dass ich gerade noch die Kurve bekam.

Immer wieder sagte eine Stimme in mir, dass es meine Schuld sei. Dass nicht er der Schlechte, sondern ich es war, die alles zu verantworten hatte. Warum war ich nur so lange geblieben? Warum hatte ich all das über mich ergehen lassen und nicht auf mein Inneres gehört? Wieso übersah ich all die Zeit die ganzen Alarmsignale, die mir sagten, dass ich meine Beine in die Hand nehmen und so weit weg wie möglich rennen sollte?! Wieso ignorierte ich sturköpfig meine inneren Warnungen und ging über meine Grenzen? Immer und immer wieder?

Heute weiß ich, dass es nicht meine Schuld war. Dass ich aber einiges hätte anders und besser machen können. Ich war geblendet von meiner überhöhten Vorstellung von ihm und von der Illusion, die er vor mir aufgebaut hatte. Ich klammerte mich zu sehr an die Hoffnung und die Sehnsucht, er wäre meine Bestimmung. Er wäre der Eine, auf den ich schon mein ganzes Leben wartete.

Aber er war nicht mein Retter, mein Held, der mich erlösen und befreien sollte. Er hatte gar nicht die Macht dazu. Niemand hat das. Die einzige Person in meinem Leben, die etwas verändern und mich wirklich glücklich machen kann, die bin ich selbst. Er nutzte aus, dass ich ein naives Mädchen war, dass sich nach Liebe sehnte, so wie es alle Menschen tun.

Er sah meine Not und entschied sich dafür, sie auszunutzen, um sich besser zu fühlen. Ich war so enttäuscht und erschüttert, als ich das begriff. Aber heute bin ich ihm dankbar für all die Wunden und die Verletzungen, die er meiner Seele und meinem Herzen zugefügt hat, denn ich habe aus dieser schrecklichen Zeit eine Sache gelernt und diese lautet, dass ich die einzige Person bin, die ich habe.

Kein Mensch der Welt kann für mich und meine Wünsche einstehen. Keiner kann mir geben, was ich brauche und möchte. Niemand wird mich zufriedenstellen können, wenn ich selbst nicht für mich einstehe. Ich habe die absolute Macht über mein Leben und nie wieder werde ich zulassen, dass ein Mensch sie mir nimmt!

Ich habe mich eigentlich nie sehr einflussreich oder mächtig gefühlt. Ich war immer eher die ruhige und zurückhaltende Person, die versuchte es anderen recht zu machen und ihre Freunde glücklich zu sehen. An mich zu denken, vergaß ich dabei oft. An erster Stelle standen stets die anderen und ihre Wünsche und ich hatte damit auch nie ein Problem. Ich war glücklich, wenn sie es waren.

Aber dann kam dieser eine Mensch, von dem ich dachte, er sei der perfekte Mann und stellte mein Leben auf den Kopf. Betrunken vor Glück und Liebe gab ich mich ihm ganz hin und er genoss das in vollen Zügen. Ich mochte es, ihn zu verwöhnen und für ihn da zu sein. So zeigte ich ihm meine Liebe.

Aber ich sah nicht, dass ich kaum zurückbekam, was ich alles nur zu bereitwillig gab. Viel zu spät bemerkte ich, dass ich in dieser Beziehung immer den Kürzeren zog und er mich überging. Es spitze sich so sehr zu, dass ich immer kleiner wurde und schließlich ganz unterging, während er sich immer mehr aufspielte, alles kontrollierte und bestimmte und mich fertig machte.

Viel zu lange hatte ich sein Verhalten entschuldigt und die wahre Schuld bei mir gesucht. Viel zu lange hatte ich versucht, seine Fehler und Ungerechtigkeiten auszugleichen und gutmütig zu sein. Viel zu lange hatte ich die Augen verschlossen und weggesehen, wenn er mich missachtete.

Und genau das war mein Fehler gewesen: Niemals wieder, so schwöre ich es mir heute und ihr seid meine Zeugen, werde ich es zulassen, dass ein Mensch meine Grenzen überschreitet und ich dabei zusehe! Niemals werde ich wieder feige dabei zusehen, wie ich ignoriert und ausgenutzt werde! Und niemals werde ich meine Wünsche und Bedürfnisse so missachten, wie ich es damals getan habe!

Ich selbst, das weiß ich nun, bin das Wichtigste, was ich habe im Leben. Ich kann mich um andere kümmern und ihnen Gutes tun, so wie es meine Begabung nun mal ist und wie ich es gerne mache, aber ich werde mich nicht dafür aufgeben. An erster Stelle stehen mein Herz, meine Gefühle und mein Wohlbefinden. Ich werde auf mich achten und in Zukunft jeden in die Wüste jagen, der es wagt mir einreden zu wollen, ich sei nicht gleichwertig mit ihm. Nie wieder werde ich zulassen, dass ich auf jemanden wie ihn reinfalle und ihm glaube. Denn heute weiß ich, was wirklich wichtig ist und das bin allein ich. Meine Bücher findest Du hier (Hier klicken)

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