Warum sich unsere Beziehungen im 21. Jahrhundert so leicht in einem Hauch von nichts auflösen.

Was ist das Erste, was du tust, sobald du dich in jemanden verguckt hast? Dir begegnet jemand im Freundeskreis, du hast einen gutaussehenden Typen auf der Party letztes Wochenende kennengelernt oder du hattest ein Blind Date, das supergut gelaufen ist und du möchtest ihn wiedersehen. Nun liegst du jede Nacht noch eine Weile wach, weil er dir nicht mehr aus dem Kopf geht. Du kannst an nichts anderes mehr denken und hast so viele Fragen. Am liebsten möchtest du alles über ihn wissen!

Also schleichst du dich nachts aus dem Haus und durch die Straßen. Du weißt, wo er wohnt und suchst ihn dort auf. Um Mitternacht bist du bei ihm und wirfst kleine Kieselsteine an sein Schlafzimmerfenster. Er macht dir auf und ihr fallt euch leidenschaftlich in die Arme.

Echt jetzt? Du weißt, dass es niemals so ablaufen würde! Klar, es könnte. Aber wer macht sich denn heute noch die Mühe dazu? Und wer nimmt das Risiko auf sich, eventuell abgewiesen zu werden und dafür nachts durch die Stadt gelaufen zu sein?!

Nein, was du wirklich machst, weil wir gottseidank im 21. Jahrhundert leben, ist viel simpler. Du stalkst ihn online. Spukt dir ein süßer Typ ihm Kopf herum, öffnest du dein Laptop, legst dich auf die Couch und gehst auf sein Facebookprofil. Danach ist Instagram dran. Bereitwillig öffnet sich dir sein ganzer Tagesablauf, ohne dass du dafür auch nur aufstehen müsstest. Wäre ja auch zu peinlich gewesen, vor seiner Tür zu stehen!

In ein, zwei Klicks weißt du nahezu alles über deinen neuen Schwarm, sein ganzes Leben auf ein paar Fotos. Es ist ein Leichtes für dich gemeinsame Interessen zu suchen und du hast das Gefühl ihn schon in und auswendig zu kennen. Fragen bleiben fast keine mehr offen.

Bei eurem nächsten Treffen kannst du ganz cool ein Kommentar über die neuen Nikes ablassen, die du auf einem seiner Bilder gesehen hast oder du erzählst, wie gut dir die Band gefällt, bei denen er letztes auf dem Konzert war. Peng, eine Bindung herzustellen war nie leichter.

Aber was macht das wirklich mit uns? Mit unseren Beziehungen? Mit unserer Liebe? Wir sind so verwöhnt davon, uns jederzeit jede Info online suchen zu können, dass es völlig überflüssig ist, offline den ersten unvorbereiteten und vielleicht schüchternen Kontakt aufzunehmen, ohne zu wissen, was uns erwarten wird. Was isst er gerne? Auf welche Musik steht er? Womit verbringt er seine Zeit? All die Fragen, die du dir schon im Netz beantwortet lassen hast, nehmen euch den Gesprächsstoff. Wir können heute jeden kennenlernen, ohne ihn eigentlich wirklich zu kennen.

Denn was du im Internet auftreibst ist ein Bild, das gezeichnet wurde. Es ist nicht die reine Realität. Würden wir uns die Blöße geben, uns verletzlich machen, indem wir Interesse für den anderen zeigen, und die Person, die uns nicht aus dem Kopf geht, direkt ansprechen, dann müssten wir auch damit rechnen eine Abfuhr zu kassieren. Aber wir hätten auch die Chance sie richtig kennenzulernen. Mit menschlichem Kontakt. Nicht über eine kalte Maschine, die uns nur Daten über sie ausspuckt.

Die Menschlichkeit geht verloren in unseren modernen Beziehungen. Jeder will möglichst unangreifbar erscheinen, also geben wir uns kühl und desinteressiert und suchen uns die Infos, die wir brauchen anderswo. Wir möchten unabhängig wirken, damit wir die Zügel in der Hand haben und ja keiner über uns bestimmt. Wir möchten stark wirken und sind so sehr darauf bedacht, dass wir vergessen, dass man sich zur Liebe öffnen muss.

Darum halten unsere Bindungen heute auch höchstens so lange, bis wir auf der nächsten Party einem besseren Kerl begegnen. Es ist leicht, den Typ des Monats auszutauschen, immerhin ist Leute kennenlernen heute wie shoppen gehen. Ein Wisch nach links, der gefällt mir nicht, ein Wisch nach rechts, du kriegst eine Chance. Vermassele sie nicht. Denn sonst bis du genauso schnell aussortiert, wie all die andern vor dir.

Es ist schwer, verbindlich zu sein, wenn es so leicht ist neue Bekanntschaften zu schließen. Und damit nicht genug: Selbst, wenn du nicht auf der Suche danach wärst, werden dir Reize nachgeworfen, wie zu keiner Zeit davor. Immer und überall verfolgen uns die gefilterten Bilder perfekter Körper und Gesichter. Erfolge sehen wir ständig im Netz, aber nie, wenn jemand versagt hat. Wer heute jemand sein will, präsentiert sich im schönsten Licht. Wie soll man da nicht unzufrieden und ständig auf der Suche nach was Besserem sein?

Aber diese Unverbindlichkeit und die Scheinwelt, in der wir leben, macht einfach nur verdammt unglücklich. Wenn wir Fernsehen gucken, sehen wir nur Fake. Wenn wir den Browser öffnen, Fake. Wenn wir den Status unserer Freunde sehen, Fake. Unser Umfeld ist Fake, wie verhalten uns Fake und unsere Beziehungen sind ebenfalls ein riesiger Fake.

So kann das echt nicht weitergehen! Denn die Happy Ends, die wir uns in den Filmen immer reinziehen, haben alle eines gemeinsam und das ist so ziemlich das Gegenteil von unserem Leben: Sie sind hingebungsvoll. Sie sind aufopfernd. Mit ihrer Echtheit bringen sie unser Herz zum Schmelzen. Sie sind nicht Fake und spielen sich nichts vor. Die Leute in den Filmen zeigen uns, wonach wir uns wirklich sehnen: Nach wahrer Liebe, ohne Kompromisse, ohne Abschottung, ohne Spielchen.

Um sich vertrauen zu können, müssen wir auch mal ein Risiko eingehen, uns verletzlich zeigen und auf den anderen zugehen, ohne uns vorher abzusichern. Nur so wächst eine starke Bindung. Vergessen wir einmal unsere Ehre oder das Bild, von dem wir wollen, dass es alle sehen. Wenn wir nicht einen Schritt aus unserer Festung raus und auf die Person, die es uns wert ist, zugehen, werden wir nie erfahren, ob wir wirklich eine Chance gehabt hätten. Liebe heißt, sich verletzlich zu machen, aber Liebe heißt auch, eine wunderbare Möglichkeit auf das Glück zu haben. Hier bekommst Du mein Buch. 

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