Hast du schon einmal so sehr geliebt, dass du dir hundertprozentig sicher warst, dass er der Eine ist?

Ich habe meine Seele verschenkt. Ich tat es in vollem Bewusstsein und mit ganzer Hingabe. Ich gab mein Herz einem Mann, dem ich alles geben wollte, was er auch immer begehren sollte. Ich tat es aus Überzeugung, denn meine Gabe, das habe ich mittlerweile erkannt, ist es zu lieben.

Seine war es nicht. Zu spät sah ich, dass mein Traumprinz gar keiner war. Heute denke ich, dass er gar nicht lieben kann. Doch ich sah das damals nicht. Ich war zu sehr damit beschäftigt in ihm den perfekten Mann für meine Zukunft zu sehen.

Hast du schon einmal so sehr geliebt, dass du dir hundertprozentig sicher warst, dass er der Eine ist?

Dass er dieser Kerl ist, der dich eines Tages in einem himmlischen weißen Kleid über die Schwelle tragen wird. Mit dem du Kinder bekommen und ein glückliches Leben, bis dass der Tod euch scheidet, führen würdest?

Ich war mir da ganz sicher. Heute frage ich mich manchmal, ob er sich schon die ganze Zeit so zeigte, wie er wirklich war und ich es durch meine Verliebtheit nur nicht sehen konnte. Ich sah in ihm nur Mister Perfect. Hatte mich die bekannte „rosarote Brille“ so blind gemacht, vor Liebe, dass ich die Wahrheit gar nicht sehen konnte, obwohl sie die ganze Zeit vor mir lag?

Oder hatte er sich am Anfang einfach Mühe gegeben, sein wahres Ich zu verbergen und mir eine zensierte Version vorgespielt? Eine Version, die ich suchte. Einen Gentleman, der mich auf Händen trug und so zuvorkommend war, wie man es selten bei einem Mann findet. Ein starker Kerl, der mich beschützte und doch auch so sanft und verführerisch sein konnte.

Er war es. Der Eine unter Tausenden. Da war ich mir so sicher.

Anfangs fühlte ich mich wie auf Wolke sieben. Ich schwebte förmlich durch mein Leben und malte mir eine wunderbare Zukunft mit ihm aus. Auch, als sich kleine Widersprüche in seinem Verhalten zeigten, war ich von meinem positiven Denken über ihm nicht abzubringen. Nun erkenne ich, rückblickend, wie er sich nach und nach änderte. In kleinen Häppchen servierte er mir einen Fehltritt nach dem anderen, sodass es mir erst gar nicht auffiel.

Merkte ich, dass da irgendetwas falsch lief, schob ich es anfangs weg und entschuldigte ihn, schließlich wollte ich keinen Streit und ihn lieben wie er war. Als es jedoch zu viel wurde und ich ihn auf die Ungerechtigkeiten, die er mir entgegenbrachte, ansprach, schaffte er es, die

Dinge immer so hinzustellen, dass ich mich schuldig fühlte. Betreten zog ich mich zurück und glaubte schließlich immer weniger an mich und meine Wahrnehmung.

Ich unterdrückte meine Gefühle und mein Leid. Ich nahm mich selbst nicht mehr war. Ich wurde kleiner und kleiner und hatte irgendwann das Gefühl verschwunden zu sein.

Mit einer Menge Kraft und Reflektion, Hilfe von Freunden, die mich nicht fallen ließen und mir zeigten, dass ich nicht verkehrt sondern genau richtig war, so wie ich war, fasste ich irgendwann den Mut und die Stärke das alles klar zu erkennen und dem eine Ende zu setzen.

Es hat mich so viel Kraft gekostet, mich wieder in mein Leben zurück zu kämpfen. Aber es hätte mich noch viel mehr gekostet, bei ihm zu bleiben.

Ich danke heute von Herzen allen, die mich so sehr unterstützt haben und mir halfen, den Glauben an mich zurückzugewinnen. Ich erkannte spät, aber ich sah es dann umso klarer. Manchmal dauert es einige Zeit, aber es ist nie zu spät etwas zu ändern!

Auf keinen Fall sollte irgendjemand an einer Beziehung festhalten, nur weil er Angst hat. Denn Angst ist nicht der Klebstoff, der eine Verbindung zwischen zwei Menschen zusammenhalten sollte. Liebe und Annahme sind es.

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