Die Liebe heute, ist nicht dieselbe wie die Liebe damals.

Schaust du dir auch manchmal deine Großeltern an und fragst dich, wie sie das gemacht haben? Wie sie dreißig, vierzig, fünfzig Jahre zusammen sein konnten, bis jetzt, und sich immer noch nicht gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben? Mal ernsthaft – das schafft doch heute keiner mehr! Die Beziehungen von heute überleben ja oft noch nicht einmal den ersten Streit. Während dein Opa deiner Oma einen liebevollen Kuss auf die Stirn gibt und sie Hand in Hand spazieren gehen, in friedlicher Glückseligkeit, ist deine letzte Beziehung noch nicht einmal einen Tag her und du gehst dich mit deinen Freundinnen in der nächsten Bar besaufen. Was läuft nur schief mit uns, der jungen Generation? Warum ist das heute so schwer und schien früher so einfach zu sein? Fragen über Fragen. Zeit für Antworten.

Der Wahnsinn mit der Auswahl.

Unsere Generation bekommt heute alles sofort und im Überfluss, hat Unmengen an Alternativen zu allem was es gibt und eine Auswahl an Möglichkeiten, die angsteinflößend erscheint. Ich weiß ja noch nicht einmal, welche Haarpflege ich verwenden soll. Vor dem Warenregal im Supermarkt kriege ich regelmäßig einen Anfall, weil ich mich nicht entscheiden kann. Wie sollen wir uns da bitte auf EINEN Partner festlegen können? Wenn uns schon die Wahl zwischen Alltagsprodukten und die Frage „Was esse ich heute?“ überfordert, wie sollen wir uns dann in einer Sache festlegen, die so viel wichtiger ist?!

Früher war das einfacher. Da war dieser eine Typ, er sah so gut aus. Er lächelte dich an, du warst hin und weg. Ihr verliebtet euch und die Welt war perfekt.

Und heute? Wie soll man sich bei einer so großen Auswahl von potentiellen Partnern festlegen können? Das fängt ja schon beim Kennenlernen an: Lovoo oder doch lieber Tinder? Und wenn wir uns dann für die Plattform unsere Wahl entschieden haben: Wisch nach links, wisch nach rechts. Vielleicht trifft man sich mal, aber nur ganz unverfänglich. Ich habe so viele Anfragen und so wenig Zeit. Der Einzelne verliert an Bedeutung und das Zusammensein auch, in Gedanken sind wir schon wieder beim Nächsten oder der Party heute Abend. Ob der Hübsche aus der Uni auch da sein wird?

Nicht festlegen können.

Das wir so eine Fülle an Auswahl haben, führt auch dazu, dass wir Angst haben etwas zu verpassen oder eine falsche Entscheidung zu treffen. Immerhin gibt es so viele gute Alternativen. Was, wenn der eine von der Party gestern viel besser zu mir passt? Was, wenn ich morgen etwas anderes möchte? Ich weiß doch jetzt noch nicht, ob mir das in einer Woche noch gefällt. Oder wir langeweilen uns schnell und überlegen, was wir stattdessen

haben könnten. Vielleicht habe ich mit einem anderen mehr Spaß? Oder: Vielleicht kommt noch etwas Besseres vorbei. Auch was die Zukunftspläne angeht, wollen wir keine Abstriche machen und möglichst unabhängig und frei bleiben. Sich auf eine langfristige Bindung einzulassen, kommt uns da oft schon einschränkend vor, was unsere Freiheit angeht.

Damals, zu der Zeit unserer Großeltern, war das noch ganz anders. Viel Auswahl gab es nicht und sie waren froh jemanden zu haben, mit dem sie ihr Leben teilen konnten. Das Leben nahm in geregelten Bahnen seinen Lauf, die Leute der damaligen Generation wussten wo ihr Platz war und wo sie hingehörten. Sie hatten keinen Drang mehr zu sehen oder etwas zu verpassen. Sie waren zufrieden, mit dem was sie hatten, auch mit ihrem Partner.

Blinder Perfektionismus.

Auch der Anspruch ist heute ein ganz anderer. „Schneller, höher, weiter“, heißt es immer und überall. Auch in der Beziehung. Ständig vergleichen wir uns mit anderen. Wir möchten am besten aussehen, am meisten zeigen, wie toll wir sind und übertragen diesen Anspruch nicht selten auf unser Gegenüber. Schnell gefällt uns unser Partner nicht mehr, entweder er ist zu dick oder nicht muskulös genug oder er hat nicht auch so ein tolles Auto wie der Freund von der Nachbarin. Andere Paare unternehmen tolle Reisen und du sitzt zu Hause und wünschst dir du könntest das auch tun.

Früher, hat dein Opa deine Oma mit dem Motorrad von der Arbeit abgeholt. Sie saß hinten an seinen Rücken gelehnt, der Wind flatterte ihr durchs Haar und sie hat sich gefühlt, als würde sie das größte Abenteuer erleben. Sie brauchte nicht viel und vermisste nichts, denn sie sah das was sie hatte und nicht was sie nicht hatte.

Dadurch, dass wir heute weltweit vernetzt sind und jede Information sofort bekommen, sehen wir sofort das aktuelle Bild von der Freundin auf Hawaii mit ihrem neuen braungebrannten Freund. Oder wie verliebt andere Pärchen sind, die scheinen immer nur glückliche Tage zu haben. An was wir dabei nicht denken: Keiner postet ein Bild von seinem letzten Streit oder schreibt darüber in Facebook, dass der Freund den Jahrestag vergessen hat. Perfektion ist inszeniert und hat nichts mit einer wirklichen Beziehung zu tun.

Keine Kompromisse.

Unser blinder Verbessungswahn lässt uns auch stur werden, was unsere Kompromissbereitschaft angeht. Wenn wir alles haben können, warum sollten wir uns mit weniger zufrieden geben?

Damals, waren die Leute zufrieden. Sie sahen die Menschen um sie herum und hatten nur ihr direktes Umfeld vor Augen. Sie wurden nicht ständig damit konfrontiert, dass jemand die Dinge, die sie taten, noch besser machte oder ein tolleres Leben führte. Sie ließen sich auf ihr Leben, die Situationen, die es mit sich brachte und ihren Partner ein und machten das Beste aus dem was sich ihnen in den Weg stellte. Sie hielten zusammen, denn viel mehr Möglichkeiten hatten sie schließlich nicht.

Heute, ist kaum noch jemand bereit, zum Wohl eines anderen, zurückzustecken. Wir pochen auf unser Recht und haben immer vor Augen, was wir noch haben könnten. Das macht uns unzufrieden und mürrisch, so gehen wir noch weniger auf den anderen ein. Schade, eigentlich.

Wenn wir uns das Ganze so ansehen, können wir uns doch wirklich etwas von der älteren Generation abgucken, von unserem hohen Ross hinuntersteigen und uns auf die wichtigen Dinge besinnen. Die sind nämlich nicht das, was uns in den glänzenden Medien immer so schön präsentiert wird, sondern das, was wir direkt vor unseren Augen haben. Und das ist der Mensch, der genau vor uns steht. Jetzt in diesem Moment. Geben wir ihm und uns eine Chance und leben wir jetzt!

Country: US