An den Mann, der mich gerettet hat, indem Er mich gehen ließ.

Gleich zu beginn will ich Dir sagen, dass alles was wir hatten echt war. Die Chemie zwischen uns, die Abenteuer, die gemeinsamen Werte für die wir standen, die Interessen denen wir nachgingen und die schönen Erinnerungen die uns von nun an für immer verbinden- alles war echt. Und doch hast Du mich gerettet, indem Du mich gehen ließest.

Aber irgendwo zwischen den verträumten ersten Dates mit Dir und meinem zerbrechen in der Beziehung ist etwas passiert. Ich weiß nicht genau wann, aber das Gift hat sich eingeschlichen in unsere Beziehung. Und der Selbstzweifel, die Manipulation, die Verzweiflung und die Starrheit die in den Jahren danach angewachsen sind- sie waren so intensiv, dass ich mich komplett verlor- ja das war auch ECHT. Heute weiß ich, für jedes Hoch im Leben gibt es ein noch tieferes Tief und dieser Zyklus wiederholt sich, das ganze Leben über.

Es war nicht deine Schuld dass ich jung und naiv war und nicht wirklich wusste, wie eine gesunde Beziehung aussehen sollte, aber ich dachte fälschlicherweise, du würdest es mir zeigen. Es war nicht deine Schuld, dass ich zu oft einfach nur still war, weil ich dachte Du würdest mir zeigen, dass meine Meinung auch etwas wert war.

Es ist nicht deine Schuld, dass ich in den Jahren in denen wir zusammen waren, viele Hindernisse zu bekämpfen hatte, aber ich dachte Du würdest mich dabei unterstützen. Doch Du hast es nicht getan. Es war nicht deine Schuld dass ich so geblendet war, weil ich unbedingt wollte das wir das „perfekte Paar“ sind, so sehr wollte ich das, dass ich nicht mal bemerkte, wie unglücklich das kleine Mädchen tief in mir drin, dass doch nur ein kleines Stück vom Glück wollte, war.

Ich versuche immer noch die verfälschten Gedanken zu entschlüsseln, versuche herauszufinden welche wirklich meine Gedanken sind und welche die sind die Du in meinem Kopf getrichtert hast. Wenn ich den Spiegel meide, liegt es daran dass mein Körper nicht genug ist für mich? Oder weil er Dir nie genug war?

Wenn ich mich von einem sich auf der Straße küssenden Paar abwende, ist es weil ich eifersüchtig auf sie bin, weil Du nie so liebevoll zu mir warst? Wenn ich mir lieber auf die Zunge beiße anstatt meine Meinung zu sagen, liegt es daran, dass ich unsicher bin oder weil ich erwarte, zurechtgewiesen zu werden, so wie damals von Dir?

Wenn ich Gänsehaut bekomme, weil ich sehe wie eine Frau emotional Missbraucht wird, wenn ich Texte im Internet lese die meiner ähneln, oder Filme zu diesen Themen sehe, ist es weil ich mit dieser Frau mitfühle, oder weil ich mal sie war…?

Ich nannte Dich mal meinen Beschützer. Aber bei uns war es irgendwie anders. Du sagtest immer „Ich würde für Dich durchs Feuer gehen“, doch am Ende war es ich, die verbrannt ist. Ganz alleine im Höllenfeuer.

Du hast immer so getan, als würdest Du auf mich achten, dass Du mich in Sicherheit bringst, als Beweis deiner Liebe zu mir. Aber als meine rosarote Brille ihre ersten Risse bekam und die Realität begann durch die kleinen risse zu strahlen, konnte ich zum ersten mal einen Blick auf die Wahrheit erhaschen. So mag es nach all dem Schmerz, den Du mir angetan hast, seltsam erscheinen. Vielleicht hast Du ich wirklich so gut wie möglich geliebt, aber unglücklicherweise war es einfach nicht die Art von Liebe, die ich brauchte.

Abschließend bleibt zu sagen. Danke, dass Du mich hast gehen lassen. Letztendlich war ich es die, die Entscheidung traf zu gehen. Dein Zögern war es, dass mir den Raum gab, mich zu gegen uns zu entscheiden und mich selbst zu wählen.

Die ersten paar Wochen war ich wütend, ich war verletzt und ich war verwirrt. Jetzt kann ich nur sagen, dass ich erleichtert bin. Denn indem Du mich gehen ließest, hast Du mich vor schlimmerem bewahrt. Mich bewahrt vor dem endgültigen Zusammenbruch.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich die Wahrheit je erkannt hätte, wenn Du nicht darauf bestanden hättest, dass wir uns trennen sollten, um zu sehen, ob wir wirklich zusammen sein wollen. Vielleicht wäre die Wahrheit für immer tief in mir drin begraben geblieben, weil ich mir täglich weiter die Selbstlügen erzählt hätte oder es hätte sich aufgestaut, bis ich explodiert wäre.

Heute glaube ich daran, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. Vielleicht solltest Du mir einfach nur beibringen mehr Selbstvertrauen zu haben. Vielleicht solltest Du mir helfen auf den höchsten Gipfel zu kommen, nur um ich dann wieder hinunter ins Tal zu schubsen und ich so lerne, mich selbst wieder aufzubauen. Ich bin jetzt stärker wegen Dir. Ich weiß jetzt was ich wirklich verdiene. Und eines Tages werde ich von jemandem die selbstlose Liebe bekommen, die ich Dir so verzweifelt zu geben versuchte.

Ich bin immer noch dabei herauszufinden wer ich wirklich bin. Du gabst mir die Chance, indem Du mich gehen ließest, das nächste Kapitel meiner Selbstfindungsphase aufzuschlagen. Während es mir leid tut, dass Du der Kollateralschaden auf dieser Reise meiner Selbstentdeckung warst, bin ich dir trotzdem für immer dankbar, dass Du mich hast gehen lassen. Hier findest Du alle meine Bücher (Hier klicken)

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