Einen Narzissten zu lieben – das bedeutet Selbstliebe bis zur Selbstzerstörung.
Einen Narzissten zu lieben – das bedeutet Selbstliebe bis zur Selbstzerstörung. Als Partnerin bist du gefangen in diesem Strudel und musst darauf achten, nicht selbst unterzugehen. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr geht. Dann wird es Zeit, Grenzern zu setzen, um dich selbst zu schützen.
Es begann wie in einem Liebesfilm. Zu schön, um wahr zu sein. Dein Partner stand wie ein absoluter Traumprinz vor dir. Dir imponierten sein Selbstbewusstsein und seine Erzählungen darüber, was er alles erlebt und geleistet hatte und welche Möglichkeiten sich ihm boten. Er war beruflich erfolgreich, ein Mann, der von allem eine Ahnung hatte und bereit war, die Welt zu erobern.
Und dich trug er auf Händen. Bereits nach wenigen Dates versicherte er dir, dass du seine absolute Traumfrau, seine große Liebe seist. Er machte schnell Nägel mit Köpfen, plante eure Zukunft, sprach von Möglichkeiten und Visionen, die sich für euch beide eröffneten.
Zu schön, um wahr zu sein. Und leider war es das auch nicht.
Der Absturz kommt schleichend
Schnell bekommt die schöne Fassade Risse. Es läuft nicht alles so glatt bei deinem Partner, wie er dir das immer weismachen wollte. Seine beruflichen Erfolge bleiben aus. Im Gegenteil, er sammelt eher Misserfolge. Weder mit Kollegen kommt er klar, noch mit seinen Vorgesetzten. Er schäumt vor Wut und Frustration, wenn er abends nach Hause kommt. Und immer wieder kannst du dir anhören, dass diese Leute ihn und seine Arbeit nicht zu schätzen wüssten. Ungerecht sei er behandelt worden. Man erkenne seine Leistung nicht an. Und die Kollegen seien nur neidisch auf seine Fähigkeiten und missgönnten ihm seinen Erfolg.
Er ist eindeutig das Opfer. Doch ist er das nicht auffallend oft? Auch privat wiederholt sich dieses Muster. Niemand weiß ihn zu schätzen. Seine Familie, seine Freunde – keiner versteht ihn und schenkt ihm die Anerkennung, die er verdient. Und das liege natürlich daran, dass alle neidisch auf ihn seien.
Dich überfällt Zweifel. Haben denn wirklich alle einen Grund, neidisch auf ihn zu sein? Im Grunde hast du doch auch schon längst erkannt, dass er gar nicht so großartig ist, wie er immer tut. Mehrmals schon hast du seine vielen Prahlereien durchschaut und dich insgeheim dafür geschämt. Ist es nicht vielmehr so, dass er derjenige ist, der vor Neid zerfressen wird, der sich ständig damit beschäftigt, was andere haben und bekommen?
Aber äußern würdest du deine Zweifel nicht. Den Fehler hast du bereits ein paar Mal gemacht und gemerkt, dass er mit Kritik nicht sonderlich gut klarkommt. Er fühlt sich sofort angegriffen und reagiert beleidigt. Oder er steigert sich in zerstörerische Wutanfälle hinein und verletzt dich seelisch dabei bis aufs Mark. Scheint es ihm ohnehin nicht besser zu gehen, wenn er dich kleinmachen und demütigen kann?
Aber natürlich bist immer du schuld, weil DU ihn nicht verstehst, weil du ihn nicht respektierst, weil du ihn nicht unterstützt, so, wie er es verdient hätte.
Das Kind hat einen Namen: Narzissmus
Bist du nun überrascht, weil du dich und deine Beziehung so vollkommen in dieser Beschreibung wiederfindest? Wie kann das sein, dass ein Artikel so nahe an der eigenen, persönlichen Wahrheit dran ist? Die Antwort: Das Phänomen, das du in deiner Partnerschaft erlebst, hat einen Namen. Du bist mit einem Narzissten zusammen.
Narziss, das war jener junge Gott in der griechischen Mythologie, der so sehr in sein eigenes Spiegelbild verliebt war, dass er jeden Bezug zur Realität verlor. Schließlich war es diese krankhafte Selbstliebe, die ihn ins Verderben stürzte.
Menschen, die unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, besitzen im tiefsten Inneren ein geringes Selbstwertgefühl. Aus einer Art Selbstschutz und meist durch Erfahrungen in ihrer Kindheit glauben sie jedoch, etwas Besonderes, jemand Herausragendes sein zu müssen. Diese Selbstlüge haben sie so perfektioniert, dass sie fest von ihrer eigenen Großartigkeit überzeugt sind. Da passt es natürlich nicht ins Bild, Kritik oder Misserfolg zu ernten. Aus diesem Grund suchen Narzissten zwanghaft die Schuld bei anderen. Diese seien nur neidisch – das möchten sie gerne glauben, weil sie selbst meist von Neid und Missgunst zerfressen sind.
Die Selbstlüge alleine funktioniert aber nur begrenzte Zeit. Dann ist es an den anderen, sie in ihrer Großartigkeit zu bestätigen und ihnen die ersehnte Anerkennung zu geben. Das kann nur leider niemand leisten. Auch du als Partnerin nicht. Es ist zermürbend, den Narzissten regelmäßig die Bestätigung geben zu müssen, die er sucht. Es gelingt dir ohnehin nie, denn das Problem sitzt tief in ihm drin.
Denk an dich selbst
Seine Wut, seine Gekränktheit, seine Ich-Bezogenheit – all das ist schwer zu ertragen. Und dabei mangelt es dem Narzissten an Empathie. Er ist blind für das, was in DIR vorgeht. Deine Bedürfnisse haben in der Welt des Egomanen keinen Raum. Doch diesen Raum solltest du dir nehmen, sonst gehst du selbst zugrunde.
Es ist an der Zeit, eine Grenze zu ziehen und STOPP! Zu sagen. Fühle dich nicht verantwortlich für das, was in seiner Seele nicht stimmt, Kümmere dich um deine Seele. Du hast ein recht darauf, dass es auch dir gutgeht und auch du etwas Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommst. Und: Er hat die Messlatte verdammt hochgelegt, indem er dir von Anfang an suggerierte, seine Traumfrau zu sein und diese Erwartung zu erfüllen. Die große Liebe empfindet er nur für sich selbst. Du sollst ihn darin unterstützen, nur sich selbst zu lieben. Doch echte Liebe ist etwas Gegenseitiges. Wenn du nun erkennst, dass er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, als dass er dir Liebe schenken kann, ist es Zeit einen Schlussstrich zu ziehen.
Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die vielleicht aufgearbeitet werden kann, ja auch mit Hilfe eines liebenden Partners. Dazu sollte er aber bereit sein, diese Störung an sich zu erkennen und zuzugeben und sich freiwillig in Therapie zu begeben. Das wird nur schwer gelingen, denn der Narzisst erkennt selten, dass das Problem bei ihm liegt. Immer, dann, wenn deine eigene Persönlichkeit verletzt wird, bist du für dich selbst verantwortlich. Entscheide, wann es genug und auch für dich zeit für größere Selbstliebe ist. Alle meine Bücher findest Du hier (Hier klicken)