Ich werde dich gehen lassen.
Immer und immer wieder habe ich monatelang die Fotos betrachtet, auf welchen wir glücklich waren und deine Nachrichten aus der Zeit gelesen. Also zumindest diejenigen, auf die ich noch Zugriff hatte. Auf sämtlichen Social-Media-Kanälen hattest du mich ja für tot erklärt, weshalb ich hier keinen Zugriff mehr auf die schönste Zeit meines Lebens habe. Als wir zusammen waren, hätte ich nie gedacht, dass ich eines Tages Tränen in den Augen haben würde, wenn ich ein Bild sehe, auf dem du mit deinem Pferd arbeitest oder dir einfach einen guten Wein gönnst. Es ist leider so und konnte sehr, sehr lange nicht loslassen. Wollte etwas zurück haben, was längst verweht war wie Staubkörner im Wind.
Als ich bei dir eingezogen bin und dich über alles liebte, hätte ich niemals erwartet, dass ausgerechnet du mich in die tiefsten Tiefen der Hölle schickst. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich an der Donaubrücke stand und mir überlegt habe: „Reicht es, wenn ich vier, fünf Bier kippe und dann springe. Oder soll ich mir nicht lieber sicherheitshalber eine Flasche Jacky holen und die Pulsadern aufschneiden?“ Getan hab ichs nicht, weil ich dir die Bilder meiner Wasserleiche in der Zeitung nicht antun wollte.
Immer wieder lasse ich unsere gemeinsame Zeit Revue passieren. Und: Nein, ich habe nichts falsch gemacht, genauso wenig wie du. Es waren die Umstände, die uns auseinander gebracht haben, womit ich lange Zeit nicht klar gekommen bin. Du hast deine Entscheidung getroffen, während ich noch um das alte, glückliche Leben gekämpft habe. Verzweifelt gekämpft.
Wir bleiben Freunde?
Irgendwie hätte das auch komplett anders laufen sollen. Anfangs war die Rede von einer zeitlich befristeten Trennung, die Zeitspanne, in der ich weitestgehend aus deinem Leben abgetaucht bin, hast du genutzt, um die Scheidung einzureichen, was für mich den totalen Absturz bedeutet hat. Wir haben uns nicht einmal darauf geeinigt, Freunde zu bleiben und weiterhin Kontakt zu haben. Gottseidank. Das hätte nur eines bedeutet: Ich werde permanent verletzt, weil du das Kapitel ja schon abgeschlossen hattest.
Ich habe immer noch daran festgehalten, vielleicht einen Weg zu dir zurück zu finden, bis jetzt. Du hast einen völlig falschen Eindruck von mir beziehungsweise hast du dir auch von einigen Leuten etwas einreden lassen, was völliger Quatsch ist. Ich hatte gehofft, dieses Missverständnis irgendwann aus dem Weg zu räumen. Denn ich liebe dich immer noch Und ich heule wie ein kleines Kind, dem der Lolli geklaut wurde, wenn ich eines der Fotos betrachte, wo ich dich im Arm halte und wir gemeinsam Träume von der Zukunft spinnen.
Einfach mit dir reden könnte ich mittlerweile nicht mehr, weil ich dabei stets an unsere gemeinsame Vergangenheit denken müsste und mir dabei wünschte, es wäre die Gegenwart. Ich hatte gehofft, du würdest die vielen kleinen Dinge, die ich gemacht habe, irgendwann vermissen. Etwa, wenn ich mich mit den beiden Katzen darum gerauft habe, wer dich als erster begrüßen darf, wenn du erledigt und kaputt vom Stall zurückkamst, ich dich in die Arme genommen und dir gesagt hab, dass du die schönste Frau auf diesem Planeten bist, bevor ich dich geküsst habe.
Obwohl die Trennung mittlerweile drei Jahre her ist, greife ich nachts im Bett ganz automatisch nach rechts, weil ich dich spüren möchte. Ja, und ich bin auch schon mehrfach aus dem Bett gefallen, weil ich zu dir rüber rutschen wollte und du nicht da warst.
Bye, mach´s gut
Ob ich will oder nicht, ich werde dich ziehen lassen müssen. Ich werde nicht das tun, was andere verlassene Partner in dieser Situation tun. Also, ich werde kein Bild und keine von den wenigen SMS, die ich noch habe, löschen. Du warst ein verdammt wichtiger Teil meines Lebens. Und das soll auch in der Erinnerung so bleiben, auch wenn jeder Gedanke an dich endlos weh tut.
Der endgültige Abschied von dir wird nicht an Silvester erfolgen, wie es viele andere machen, sondern an Weihnachten. Auch das hat einen guten Grund: Weihnachten mit dir und deiner Familie habe ich geliebt und denke nach wie vor gerne daran zurück. Bei diesen Gelegenheiten habe ich etwas kennengelernt, was ich so in der Form nicht kannte. Und wir waren zusammen. Ich werde mir dieses Jahr also einen Festbraten gönnen – wohl in einem Lokal, vielleicht auch selber gekocht, ich weiß es noch nicht – statt mich wie in den vergangenen Jahren in Depressionen zu suhlen.
Und vielleicht, aber nur vielleicht, werde ich an die nächstegelegene Donaubrücke gehen und dort ein Papierschiffchen mit einem Abschiedsbrief für dich ins Wasser lassen. Es tut mir endlos leid, wie es gelaufen ist, auch wenn keiner von uns etwas dafür konnte und du das nicht verdient hast. Aber letztlich hast du in einem Punkt absolut recht: Das Schicksal ist ein mieser Verräter! Hier bekommst Du mein Buch (Hier klicken)