Depressionen – wenn Dunkelheit die Seele verhüllt.
Wer kennt sie nicht, diese Tage, an welchen schon das Aufstehen als unüberwindliche Aufgabe erscheint. Vom Kaffeekochen oder den Gang in die Arbeit gar nicht erst zu reden. Besonders oft leiden die Menschen an grauen Herbst- und Wintertagen unter diesem Phänomen. Das ist jedoch in unseren Breitengraden nicht außergewöhnlich und in aller Regel auch kein Grund zur Besorgnis. Diese sogenannte Herbst- oder Winterdepression tritt schlicht und ergreifend auf, weil den Menschen das Licht der Sonne fehlt. Meist ist die gedrückte Stimmung schon am nächsten sonnigen Tag auch wieder verflogen.
Schlimmer ist es dagegen für Menschen, die unter einer sogenannten schweren depressiven Episode oder gar unter einer chronischen Depression leiden. Ersteres trifft viele Menschen phasenweise im Lauf ihres Lebens. Etwa nach Schicksalsschlägen wie dem Verlust des Jobs oder dem Tod eines nahestehenden Menschen. Sie sind gut beraten, wenn sie in dieser Phase die professionelle Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nehmen. Allerdings ist es relativ schwierig, auf die Schnelle einen Therapeuten zu finden, der die Behandlung mit der Krankenkasse abrechnen kann.
Der Grund: der Terminkalender ist bei vielen Therapeuten so voll, dass sie lange Wartelisten haben oder zeitweise gar keinen neuen Patienten aufnehmen. Alternativ können sich die Betroffenen auch für einen Therapeuten entscheiden, der mit ihnen privat abrechnet oder sich für wenige Wochen in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen. Insbesondere für depressive Menschen sind die Wartezeiten erheblich kürzer. Denn viele depressive Menschen haben selbst das Interesse am Leben verloren. Hier kann der Hausarzt die Wartezeit erheblich verkürzen, indem er seinem Patienten einen sogenannten Akutstatus verpasst. Das heißt: Er schätzt die Situation so ein, dass er eine Selbstgefährdung oder gar einen Suizidversuch des Patienten nicht ausschließen kann.
Je nach Schweregrad können ergänzend zur Therapie auch Medikamente verordnet werden. Diese zeigen bei leichten Formen einer Depression allerdings nur eine geringe oder gar keine Wirkung. Auch die Wirksamkeit der Präparate kann sich von Mensch zu Mensch deutlich unterscheiden.
Wie weit sind Depressionen verbreitet?
Wie eine Vergleichsstudie aus dem Jahr 2011 zeigt, leiden in Ländern mit einem höheren Einkommen nahezu 15 Prozent zumindest zeitweise unter Depressionen. In Ländern mit einem mittleren oder einem niedrigen Einkommen sind es hingegen lediglich 11,1 Prozent der Menschen. Bei Erwachsenen leiden Frauen etwa doppelt so oft unter Depressionen wie Männer. Selbst Kinder und Jugendliche können von Depressionen betroffen sein, wobei der Anteil an depressiven Menschen mit einem Alter von bis zu 18 Jahren bei unter zehn Prozent liegt. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Zahl an Behandlungen in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Das dürfte aber vermutlich daran liegen, dass eine Depression nunmehr besser erkannt wird als noch vor einigen Jahren. Des Weiteren bedeutet eine psychische Störung mittlerweile kein gesellschaftliches Stigma mehr.
Welche Symptome treten bei Depressionen auf?
Für die Diagnose einer Depression wurden 2011 drei Haupt- und sieben Zusatzsymptome definiert, Neben einer depressiven und gedrückten Stimmung gehören Freudlosigkeit und Interessenverlust sowie Antriebslosigkeit zu den Hauptsymptomen. Eine verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration zählen zu den Nebensymptomen auch ein vermindertes Selbstwertgefühl sowie Selbstvertrauen, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, ein geringerer Appetit sowie Suizidgedanken.
Nicht selten treten Depressionen auch mit körperlichen Symptomen einher, beispielsweise Schmerzen in unterschiedlichen Regionen des Körpers. Typisch ist auch ein quälendes Gefühl von Druck auf der Brust. Während einer depressiven Episode sind die Betroffenen zudem anfälliger für Infektionen.
Zudem leiden die Betroffenen unter einer Störung des Zeitempfindens, Grübelzwang und einer Denkhemmung. Als Folge ziehen sie sich sehr häufig vom sozialen Leben zurück.
Von einer leichten Depression sprechen Mediziner, wenn zwei Haupt- sowie zwei Zusatzsymptome zusammenkommen. Für eine schwere Depression müssen die drei Haupt- und mindestens fünf Zusatzsymptome auftreten.
Wie wird eine Depression diagnostiziert?
Weil es sich bei einer Depression um eine sehr häufige psychische Störung handelt, sollte eigentlich bereits der Hausarzt eine entsprechende Diagnose stellen können. Bei etwa 50 Prozent der Fälle jedoch gelingt dem Hausarzt die Diagnose nicht. Bei diesen Fällen stellt die Diagnose ein Psychiater, ein Psychologe oder ein Facharzt für Psychotherapie. Besteht bei einem Kind der Verdacht auf eine Depression, sollte in jedem Fall ein Facharzt oder einem Psychotherapeuten, der auf Kinder und Jugendliche spezialisiert ist, eine entsprechende Untersuchung durchführen. Denn eine entsprechende Diagnose ist bei Kindern nicht so einfach zu stellen wie bei Erwachsenen. Aber auch bei Erwachsenen ist die Diagnose unter Umständen schwierig. Denn nicht selten kann es vorkommen, dass eine Depression von einer anderen Erkrankung überlagert und deshalb nicht erkannt wird. Ein typisches Beispiel: So mancher Betroffene überlagert die gedrückte Stimmung durch übermäßigen Suchtmittelkonsum. In der klinischen Therapie wird dann das Suchtverhalten therapiert. Die Folge ist bei der nächsten depressiven Episode fast zwangsläufig ein Rückfall in den Suchtmittelkonsum.
Um eine Depression zweifelsfrei festzustellen, ist deshalb oftmals eine sogenannte Differentialdiagnose notwendig. Denn die Symptome können auch bei anderen psychischen Störungen wie dem Borderline-Syndrom und sogar bei organischen Problemen wie Schilddrüsenerkrankungen oder einem Vitamin-B12-Mangel auftreten.
Welche Ursachen hat eine Depression?
Welche Ursachen eine Depression auslösen kann ist noch nicht restlos geklärt, weil dahinter sehr komplexe Zusammenhänge stecken können. Man geht jedoch davon aus, dass sowohl biologische Faktoren als auch psychische Belastungen eine Rolle spielen können.
Zwar spielen auch die Gene eine Rolle. Jedoch hat 2015 eine Studie in Schottland ergeben, dass diese nur relativ gering ist. Dies hat sich auch in einer Zwillingsstudie bestätigt: Erkrankt ein eineiiger Zwilling an einer Depression, muss das beim Geschwister nicht auch der Fall sein. In jedem Fall trägt allerdings die Signalübertragung von Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin zum Entstehen einer Depression bei. Die genauen Zusammenhänge sind allerdings noch nicht erforscht.
Zu den weiteren möglichen Ursachen kann außerdem eine chronische Infektion mit verschiedenen Krankheitserregern gehören. Und nicht zuletzt kann eine Depression auch von Medikamenten oder Drogen verursacht werden. Dazu gehören etwa Präparate wie Betablocker oder Antibiotika. Bei Drogenkonsum treten Depressionen sehr oft als Entzugserscheinungen auf, nachdem der Konsum beendet wurde.
Begünstigt werden Depressionen auch und vor allem durch psychologische Einflüsse. Beispielsweise, weil sich ein Betroffener in einer bestimmten Situation hilflos und ausgeliefert fühlt. Zu den psychischen Einflüssen gehören zudem lang anhaltende Stressphasen, traumatische Erfahrungen oder ein Mangel an sozialer Anerkennung. Hier bekommst Du meinen Ratgeber ( Buch)