Warum ich förmlich dafür gebetet habe, dass er mich betrügt

Wer würde wirklich wollen, dass sein eigener Freund einen betrügt? Ich habe dafür gebetet, dass er mich betrügt.

Ich habe sogar gehofft, dass eine andere Frau diesen Typen dazu verleiten würde, mich zu betrügen. Ich fühlte mich für diesen Gedanken, den ich hatte, irgendwie schuldig, aber ich wusste, dass meine Absichten nicht böswillig waren.

Betrug ist für mich eines der allerschlimmsten Dinge, die in einer Beziehung passieren können. Für mich ist es ist eine Handlung, die nicht verzeihlich ist.

Und genau aus diesem Grund wollte ich, dass es mir passiert. Denn ich wusste, dass, wenn er mich betrügen würde, würde ich endlich mutig genug sein, um ihn zu verlassen. Ich dachte, es würde das alles irgendwie leichter machen.

Eine Trennung kann wirklich schwierig sein, besonders wenn du Angst vor einem Partner hast, der toxisch für dich ist. Unsere Beziehung bestand aus heftigen Streitigkeiten und Kontrollproblemen, die mich immer wieder wütend machten und mir ein Gefühl von Hilflosigkeit gaben.

Er stellte mich als den Bösewicht in der Beziehung dar und behandelte mich absolut unmenschlich. Die harten Worte von ihm gaben mir das Gefühl, dass ich mich ständig mit einem bösartigen Tyrannen auseinandersetzen musste – einer Person, die mich hasste und nur das Schlimmste von mir erwartete.

Es verging kaum eine Woche, in der er nicht mein Handy durchsuchte oder in der ich nicht, wie von der Polizei, verhört und zu allem befragt wurde. Irgendwann hatte ich Angst davor, auszuschlafen oder mein Telefon an zu lassen, da ich wusste, dass er versuchen würde, es zu kontrollieren. Ich wusste, wie er reagieren würde, wenn ich nicht sofort auf seine Nachrichten antworten würde. Er schrieb mich oft an und warf Dinge nach mir.

Ich habe mir immer geschworen, dass ich nie mit so jemandem zusammen sein würde – und da war ich nun.

Er ließ mich immer glauben, dass ich ihm etwas schuldig war. Ich habe ihn nie betrogen oder hintergangen, und doch würde ihn nichts vom Gegenteil überzeugen.

Unsere guten Tage wurden immer seltener, und am Ende unserer gemeinsamen Zeit wurden die Streitigkeiten normal. Ich habe aufgehört, mit meinen männlichen Freunden zu sprechen. Er hatte sogar alle meine Passwörter und ich hatte keine Privatsphäre mehr. 

Ich war es leid, auf Eierschalen zu laufen, und wollte einen Ausweg.

Ich wollte, dass er mich betrügt, damit ich beweisen kann, dass er falsch liegt und ich nicht mehr der Bösewicht bin. Ich sehnte mich nach der Befriedigung, ihm das Gegenteil zu beweisen.

Ich wollte, dass er mich betrügt, damit ich endlich die Kontrolle hatte.

Ich habe es mir in meinem Kopf ausgemalt, wie es sein würde. Du kannst mich rachsüchtig, boshaft oder verrückt nennen, aber ich liebte die Idee, ihn wie einen Täter auf frischer Tat zu erwischen.

Das hätte mir zwar wehgetan, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es brauchte, um mich zum Gehen zu motivieren. Ich liebte ihn zu sehr, und egal wie toxisch unsere Beziehung auch war, ich konnte sie anscheinend nicht einfach so loslassen. 

Er war nicht immer so schlimm – das war das Problem!

Es war eine Hassliebe zwischen uns mit der Intensität einer Achterbahnfahrt, die mich absolut süchtig nach ihn machte. Ich dachte für eine lange Zeit, dass seine Handlungen meine Schuld waren. Ich dachte, dass Betrug der letzte Strohhalm sein würde und dass ich ihn brauchte, um unsere Beziehung zu beenden. Warum sein Verhalten allein noch nicht genug war, um zu gehen, schockiert mich heute immer noch.

Es ist so einfach, Die Signale zu ignorieren, wenn du glaubst, dass es eine echte Verbindung zwischen dir und deinem Partner gibt.

Mir ist jetzt klar, dass ich nie überreagiert habe.

Nach ein paar kurzzeitigen Trennungen kam unsere Beziehung schließlich zum Stillstand. Ich besuchte einen Therapeuten, der mir die Augen für das öffnete, was ich erlebte und er half mir zu verstehen, dass diese Beziehung nicht normal ist.

Du solltest keinen Therapeuten aufsuchen müssen, um zu wissen, ob deine Beziehung gesund ist oder nicht. Manchmal kommst du jedoch an diesen Punkt, und du brauchst einen Außenstehenden, der dir hilft, in die Realität zurückzukehren und zu erkennen, dass du so viel mehr verdienst.

Warte nicht, bis du da irgendwie rauskommst.

Wenn du dich damit identifizieren kannst, bete nicht, dass dein Partner dich irgendwann betrügt und dass sich die Dinge dann von alleine regeln. Auch die kleinste Respektlosigkeit solltest du niemals dulden. Du solltest jeden Tag freundlich behandelt werden, niemals sollte er dich anschreien, damit du dich klein fühlst.

Ich weiß, dass du dich vielleicht noch nie so nah zu jemandem gefühlt hast, dass dein Partner nicht immer gemein zu dir ist, aber das entschuldigt nicht sein emotional missbräuchliches Verhalten. Eine solche Beziehung durchzumachen kann extrem isolierend sein. So etwas passiert aber weitaus häufiger, als wir denken.

Es ist einfach zu bleiben, und es werden immer gute Zeiten mit unangenehmen Zeiten vermischt werden. Es ist ein Kreislauf, der dich nur weiter ausgelaugt zurücklässt. Das hältst du vielleicht eine Weile durch, bis du einen Bruchpunkt erreichst und den Mut dazu hast, endlich zu gehen.

Deine Beziehung sollte dich nicht jeden Tag zum Weinen bringen, sie sollte dich nicht zu einem Therapeuten schicken. Es ist nicht etwas, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte, denn Worte können einem wirklich schaden.

Nenne dich also niemals dramatisch oder sensibel, wenn etwas echte Folgen für deine psychische Gesundheit haben kann. So klischeehaft das klingt, aber Liebe sollte dich glücklich machen. Jede Beziehung hat Probleme, aber es gibt Möglichkeiten, sie auf eine gesunde Art und Weise zu bewältigen.