An den Mann, der mich gebrochen hat.
Es war die schönste Zeit meines Lebens – die Zeit mit dir. Ich dachte damals, dass sie das auch für dich wäre. Aber ich lag falsch. Ich erhoffte mir eine glückliche Zukunft mit dir. Aber auch hier irrte ich mich. Für mich warst du alles und ich war bereit alles für dich zu geben. Leider ging es dir nicht so.
Du warst makellos in meinen Augen. Mein Held. Der starke Kerl, der mich hielt. Der, der meine Welt beherrschte und meinem Leben einen Sinn gab. Ich sah Farben mit dir, die ich nie zuvor wahrgenommen hatte. Das Leben schmeckte anders und ich bekam eine Ahnung davon, was das Glück sein musste.
Ich war mir sicher: Meine Erfüllung fand ich bei dir. Andere interessierten mich nicht. Ich ließ Verehrer links liegen. Hatte nur Augen für dich. Nichts anderes zählte. Nur wir zwei. Gegen den Rest der Welt.
Wie konnte ich mich so täuschen? Wie konnte ich nicht sehen, dass ich in einer Illusion lebte, die du gar nicht wahrnahmst. Denn du nahmst mich nicht wahr. Für mich warst du die Welt. Aber ich war nur eine unter vielen anderen für dich. Viele waren vor mir an deiner Seite gewesen und ich sollte nicht die Letzte sein.
Wie konnte ich nur so naiv sein zu denken, dass ich die Auswirkung auf dich haben könnte, dass du dich ändern würdest?! Wie konnte ich davon ausgehen, dass es mit mir anders wäre, als mit all den Frauen davor?
Es war die schönste Zeit meines Lebens. Bis ich eines Tages erwachte und mich in meinem ganz persönlichen Albtraum wiederfand. Und plötzlich wurde aus der schönsten, die schrecklichste Zeit meines Lebens. Ich litt Höllenqualen. Ich versank im Schmerz. Ich war am Boden zerstört. Aber dich juckte das nicht. Du zogst weiter, wie du es schon immer getan hattest. Wie es deine Art ist.
Heute hast du eine andere. Man erzählt sich, dass sie hübsch ist. Dass sie so gut zu dir passt. Und als wäre alles, was ich erlebt habe nicht schlimm genug, bist du nun schon länger mit ihr zusammen, als du es je für möglich gehalten hättest. Ich hörte andere darüber reden, dass sie die Eine sei, für dich. Die, die es geschafft hatte, dich zu ändern. Die, die dich von einem Jungen zu einem Mann hat werden lassen.
Und plötzlich bist du sesshaft geworden. Ziehst die Sicherheit vor. Liegst an Samstagabenden mit ihr auf der Couch. Schaust Netflix. Arm in Arm. Mit ihr.
Und alles was du nun mit ihr teilst, hätte meins sein sollen. Immer und immer wieder spiele ich in meinem Kopf durch, wie das gewesen wäre. Wie es nun wäre, wenn alle meine Träume damals in Erfüllung gegangen wären. Wie ich die Frau neben dir auf dem Sofa hätte sein können. Wie ich dich hätte glücklich machen können. Das tut jetzt alles eine andere. Und mir geht der Gedanke noch lange nicht aus dem Kopf, was ich hätte anders machen können.
Vielleicht, wenn ich rücksichtsvoller gewesen wäre. Vielleicht hätte ich weniger anstrengend sein sollen. Ich weiß, dass ich es manchmal bin. Wahrscheinlich habe ich nicht gesehen, was du wirklich brauchst. Sie hat es allem Anschein nach erkannt.
Manchmal, in meinen dunklen Momenten, da wünsche ich mir du würdest wieder zu dem werden, der du immer warst. Dass du eines Morgens aufwachst und dieses Märchen nicht länger vorspielen kannst. Dass aus dem Traumprinzen wieder der unabhängige und ungezähmte Kerl wird, den alle noch sehr gut in Erinnerung haben. Von dem noch keiner richtig glauben kann, dass du ihn tatsächlich weggesperrt hast.
Dann wüsche ich mir, du würdest all das wieder werden. Würdest dich nachts durch die Bars treiben. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Würdest dein Glück in den Betten stetig wechselnder Frauen suchen und sie, die Eine, die ich nicht sein konnte, wäre Geschichte. Sie wäre dann nicht besser als ich. Auch sie wäre dann nur eine von vielen, die versucht haben dich auf ihre Seite zu ziehen. Dich glücklich zu machen. Und die gescheitert sind. Wie ich. Ich wünschte sie wäre es auch.
Ich bin nicht stolz darauf, dass ich so denke. Ich hasse mich für diese egoistische Schwäche. Für diese fiesen Wünsche. Aber ich glaube, in dem Moment, in dem ich erkannt habe, was für ein egomanisches Monster in dir steckt, da habe ich auch in mir ein Monster zugelassen. Etwas, dass mich von innen auffrisst, immer dann, wenn ich an dich denke. Dann ist da so viel Hass und so viel Verzweiflung über die verlorene Zeit, die ich noch so gerne mit dir gehabt hätte, dass ich zu einer anderen werde. Ich mag sie nicht. Und ich mag dich nicht, so wie du wirklich warst.
Manchmal wünsche ich mir mein altes Ich zurück. Naiv hin oder her, sie war glücklich. Sie hat das Monster in dir nicht gesehen. Sie sah soviel Gutes in dir. Und sie hat dir ihre kleine Welt anvertraut. Das war ihr größter Fehler. Aber trotz allem war sie damals glücklich. Und ich wünschte ich könnte nochmal sie sein. Nur ein einziges Mal. Um dich zu spüren. Neben mir. Als wir noch zusammengehörten und meine Welt noch in Ordnung war.
Doch diese Wunschvorstellung wird nie wieder Wirklichkeit werden. Ich weiß es. Ich weiß, dass sie es nicht werden darf. Denn ich mag die Frau nicht, die du aus mir gemacht hast. Ich möchte wieder ich sein und ich möchte dich abhaken. Ich weiß, ich werde dich nicht vergessen. Das kann ich nicht. Dafür habe ich zu viel mit dir erlebt und dafür hast du mich zu tief berührt. Aber ich möchte die Chance haben weiter zu machen. In unserer Vergangenheit hängen zu bleiben, macht mich verbittert und kalt.
Ich möchte nach vorne schauen, in der Hoffnung, dass ich irgendwann wieder die Sonne sehen kann. Dass es eine Zukunft für mich gibt. Ohne dich. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, wenn wir uns über den Weg laufen, dann möchte ich die Stärke haben, dir gegenüber treten zu können. Ich möchte, dass du siehst welche starke Frau du damals zurückgelassen hast. Ich möchte die zulächeln und dir von Herzen sagen können: „Ich wünsche dir alles Gute.“ Einfach weil ich damit abgeschlossen habe und mein Leben weitergeht. Ohne dich.