Der Mann, der zu meiner Sucht wurde.
Janine (26)
Ich kann mich dran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Schon beim ersten Treffen hatte er mich in seinen Bann gezogen. Mir war von vorne rein bewusst, dass er nicht wie die anderen Männer ist. Trotz seines jungen Alters und dem Altersunterschied von 6 Jahren, waren wir direkt auf der selben Wellenlänge. Für sein Alter hatte er eine gewisse Reife und Erfahrung im Leben, die mich einschüchterte. In seinen Augen erkannte man, dass er viel durchgemacht hat. Ich habe nie dran geglaubt, dass mich ein Mann so schnell in seine Fänge ziehen kann. Doch er tat es. Und ab dort begann eine Achterbahnfahrt der Gefühle für mich. Wir trafen uns häufiger und ich verliebte mich in ihn und dachte ihm ging es genauso wie mir, leider war dem nicht so. Er wollte nur Freundschaft und das war der erste Riss in meinem Herzen.
Ich hielt es ziemlich gut durch. Doch innerlich habe ich gelitten. Ich war immer für ihn da, hörte ihm zu wenn er mir erzählte, wie sehr er das eine Mädchen mag. Wochen vergingen. Ich kämpfte weiterhin wie eine Löwin um sein Herz. Ich hoffte so sehr, dass er merkte, dass ich die Richtige für ihn bin. Und ich schaffte es. Ich war endlich glücklich und dachte ich hätte den Mann meines Lebens gefunden und wir würden uns gegenseitig aus der Dunkelheit retten können, in die wir durch unserer Leben gelangt sind. Ich plante meine Zukunft mit ihm. Normalerweise, war jeden Tag ein grauer Schleier um mich herum, der mich nie glücklich fühlen ließ. Ich lächelte fast nie. Er schaffte es, was kein anderer Mann schaffte, diesen Schleier zu vertreiben und ich fing wieder an zu lächeln.
Aber wieder einmal sollte es nicht so sein. Ich tat alles für diesen Mann. Er war jede Minute in meinem Kopf und ich hätte alles für ihn aufgegeben. Ich bin früh Mutter geworden und es war immer schwer für mich, einen Mann zu finden, der meine Tochter akzeptiert. Doch er tat es von der ersten Minute an. Das erste Ich liebe dich, dass er zu mir sagte, ließ mich auf Wolke 7 schweben. Irgendwann fing er an, weniger zu lachen, ständig Kritik an mir auszuüben und keine Nähe mehr zu wollen. Er sagte mir, er hätte die schönen Worte nur gesagt, da ich sie hören wollte. Der nächste Riss in meinem Herzen. Doch ich kämpfte weiter um ihn. Jedes Mal saß ich im Auto und weinte bitterlich. Und doch fuhr ich wieder zu ihm und tat so als wäre nichts gewesen. Bis zu dem einen Tag, an dem meine heile Welt einbrach. Wir waren nicht lange zusammen, doch er war Alles für mich. Ich wollte ihn weiterhin in meinem Leben und trotz der Schmerzen die ich durchmachte und die schlaflosen Nächte, blieb ich weiter im Kontakt mit ihm. Ich half ihm in jeglicher Situation um einfach in seiner Nähe zu sein.
Auch wenn er mich sehr verletzt hatte, war er nie ein schlechter Mensch für mich. Niemand verstand, wieso ich immer noch so sehr an ihm hing und das Alles mitmachte. Vielleicht war ich naiv und zu gutmütig aber meine Liebe würde nicht weniger zu ihm und ich war nach wie vor süchtig nach ihm. Das Schwerste für mich war es, alleine zu sein. Ich wusste, dass er mir nie wieder gehören wird und diese Erkenntnis brach mir das Herz.
Ich musste meiner Tochter erklären, dass ihr bester Freund nicht mehr für sie da ist. Und das tat mir unglaublich weh. Kinder verstehen so etwas nicht. Sie fragte oft warum er nicht bei uns ist und war traurig. Wenn ich mal nicht an ihn dachte, brachte sie den Schmerz mit Sprüchen wie: „Mama, du hast ja jetzt keinen Mann mehr, den du heiraten kannst“ zurück. Manchmal ging es mir so schlecht, dass ich auf Arbeit aufsprang und auf Klo gerannt bin zum Weinen. Ich aß Tage lang nichts, weil der Schmerz meinen ganzen Körper einnahm. Ich wollte ihn trotzdem nicht aufgeben, aber mir war klar, dass ich das alles irgendwie verarbeiten muss.
Er wurde zu meiner Inspiration. Ich fing nach Jahren wieder an zu zeichnen. Ich zeichnete unsere Geschichte und meine Texte handeln bis heute von ihm. Dieser Mann hat mein Leben geprägt. Auf gute Art, aber auch auf schlechte Art. Er hat mir gezeigt, was es heißt jemanden wahrhaftig zu lieben. Aber er hat mir auch gezeigt, was Schmerz bedeutet. Schmerz, der mir oft die Luft zum Atmen raubte und mich in die Knie zwang. Durch seine Kritik an mir, hat er mich aber auch dazu gebracht, an mir selbst zu zweifeln und mich noch weniger zu mögen, als ich es vorher schon tat. Ich stelle mir bis heute die Frage: „ Wieso bin ich nicht gut genug?“
Das Vermissen ist an manchen Tagen unerträglich. Und trotz, dass ich mein Leben mittlerweile gut im Griff habe und alles glatt läuft, fehlt mir etwas. Ich kann keinen anderen Mann in mein Leben lassen. Ich bin öfters so wütend und verzweifelt, weil ich nicht von ihm loskomme. Denn das Etwas was mir fehlt, ist er. Die Droge, die sich in mein Leben geschlichen hat und zu meiner Sucht wurde.